Ein Bild bleibt das gleiche, egal wer es sich ansieht. Was aber von Betrachter zu Betrachter ändert, ist die Sichtweise auf dieses Bild. Und damit die Interpretation. Spannend wirds dann, wenn eine blinde Person erzählt, wie sie die Welt sieht. Dies durften die Teilnehmer vom Content Production Day von Tinkla im Impact Hub Bern miterleben. Die beiden Referenten Peter und Thomas sind blind, bzw. sehbehindert und haben uns vorgeführt, wie sie im Internet surfen, welche Hürden es hier zu überwinden gibt und welche wertvollen Dienste moderne Eingabegeräte wie z.B. das iPhone bieten können. In ihrem Netzwerk „Apfelschule“ bieten sie eine Hilfestellung zu genau diesen Themen.

Musik zu Bild gebracht
Was, wenn wir das nun umdrehen und versuchen, etwas, das wir eigentlich nur hören können, auf ein Bild zu bringen. Eine Herausforderung, die sich mir immer wieder stellt, wenn ich für das Musikmagazin Rockette unterwegs bin. Ich versuche, mit meinen Bildern die Stimmung aufzunehmen. Der Betrachter soll sich fühlen, als wäre er dabei gewesen. Dinge entdecken können, die vielleicht nur ihm auffallen. Und er darf den Spass miterleben. Im Backstage bei The Souls und Death by Chocolate wars verraucht, verrucht, kopfwehmässig neonlichthell, kopfwehmässig ingwererklebrig und laut und lustig. Und bei den Bandfotos für die junge Jazzband Djeffrah war wieder ein Berner Brand im Spiel. Brand, nicht das englische „bränd“. Da wir diese klassischen gestellten Bandbilder eben nicht wollten, durften die Bühne der Matte Brennerei für die Stimmungsbilder nutzen.

Das Augenmass
Au|gen|maß: Au|gen|mass
1 Fähigkeit, mit den Augen Entfernungen abzuschätzen
2 Fähigkeit, in angemessener Weise zu handeln; Besonnenheit, Umsicht

Wenn ich mit Atelier Pol zusammenarbeite, handle ich in angemessener Weise: Ich nehme mir viel Zeit um das künstlerische Handwerk zu reproduzieren. Mit den Portfolioaufnahmen zum 10 Jahr Jubiläum von Pol will ich meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen gegenüber der Arbeit, der gedruckten Materie, den Gedanken zur Papierauswahl. Das Augemnass bringt Marc mit, damit wir unser Vorhaben wirklich auch so umsetzen können. Und wenn das nicht reicht, wird nachgemessen. Fotografie und Grafik ist Massarbeit.

Der Wert eines Bildes
In der Presselandschaft ist Feuer im Dach und die Fotografen haben das Nachsehen: Die Blick-Gruppe (und offenbar demnächst auch Ringier Axel Springer Schweiz) setzt die freischaffenden Fotografinnen und Fotografen mit neuen Verträgen unter Druck. Wer diesen Vertrag (sog. Rahmenvertrag oder auch „Nutzungsvereinbarung für freie Fotografen“ genannt) unterschreibt, verliert jegliches Bestimmungsrecht über seine Bilder (Full-Buyout). Damit könnte das Medienhaus als eine Art Bildagentur die Fotografien für alle ihre Produkte nutzen und auch mit dem Weiterverkauf extern Geld machen. Die Fotografen werden an den Einnahmen aus solchen Mehrfachnutzungen nicht beteiligt. Auch die Bereiche Spesen, Honorare und Haftungsfragen werden zum Nachteil der Fotografen geregelt. Diese Verträge sind nicht im Interesse unseres Berufsstandes. Nun gilt es geeint aufzutreten und langfristig und solidarisch zu denken.

Der Blick nach vorn
Im November habe ich es mit Brands (dieses Mal ist das englische Wort gemeint) wie Wetrok und Bosch und Bands wie Calexico zu tun.

Am 1. Dezember findet der AvatarDay in Bern im Impact Hub statt. In diesem Jahr soll es wie bei einem Adventskalender jeden Tag an einem anderen Ort einen anderen AvatarDay geben. Zwei Termine sind dafür bereits bestätigt. Hinter Türchen Nr. 1 versteckt sich eine Überraschung im Eingangsbereich im Impact Hub Bern. Von 16 Uhr bis 20 Uhr dürfen alle, die möchten, einfach vorbeikommen und sich fotografieren lassen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Ich freue mich auch, wenn sich noch weitere Fotografen finden lassen, die mitmachen möchten.

Ich freue mich, wenn jemand Weihnachtsgüezli, Mandarindli oder Nüssli mitbringt und den AvatarDay zum Fest macht.